9 Glücksbedingungen für deine Partnerschaft

Gllücksbedingungen für deine Partnerschaft

9 Glücksbedingungen für deine Partnerschaft, die du im Auge behalten solltest

Wie bleibt eine Partnerschaft auf Dauer glücklich? Diese Frage bewegt viele Menschen. In diesem Beitrag lernst du 9 Glücksbedingungen für eine dauer­hafte Paarbeziehung kennen, mit der du deine Partnerschaft lebendig halten kannst.

Dies ist mein Beitrag zur Blogparade “Wie wichtig sind gute soziale Beziehungen für ein glück­liches Leben?” von Axel Maluschka.

Prof. Michael Lukas Moeller hat als Psychoanalytiker an der Uni Frankfurt intensiv die Psychodynamik von Paaren erforscht. Er entwi­ckelte eine Selbsthilfemethode für Paare, das "wesent­liche Zwiegespräch". In seinem Buch "Gelegenheit macht Liebe. Glücksbedingungen in der Partnerschaft" nennt Moeller neun Punkte, die Paare beachten sollten, damit ihre Beziehung lebendig bleibt. Moeller nennt sie die Big Nine:

1. Werde selbst initiativ

Der erste Schritt: Werde selbst initiativ und gestalte deine Beziehung aktiv selbst. Denn das größte Beziehungsgift sind unaus­ge­spro­chene stille Erwartungen an den Partner.

Erwarte nicht von deinem Partner, er oder sie soll wissen, was du brauchst oder wonach du dich sehnst, ohne dass du es aussprichst.

Viele wünschen sich solch ein still­schwei­gendes Verstehen und halten es für ein Zeichen beson­derer Harmonie. Die Krux ist: Oft erkennt dein Partner deine insge­heimen Erwartungen nicht. Somit ist die Frustration vorprogrammiert.

Moeller betont hingegen: „Initiative gilt als die oberste Eigenschaft seeli­scher Gesundheit.“

Es liegt also bei dir, dich aktiv für die Gestaltung eurer Beziehung einzusetzen.

Schauen wir uns den zweiten Schritt für mehr Beziehungsqualität an.

2. Reserviert euch Zeit zu zweit

Reserviere dir Zeit nur mit deiner Partnerin allein. Moeller meint: „Schaffen wir uns selbst nicht so ein ‚Naturschutzgebiet für die eigene Beziehung‘, dann werden wir eben durch die Verhältnisse verplant.“

Zeit zu zweit kann ein ganzer Abend sein. Wenn ihr Kinder habt, werdet ihr vielleicht schon froh sein, zwei Stunden für euch zu zweit zu haben.

Besonders wichtig ist diese Paar-​Zeit gerade dann, wenn ihr meint, keine Zeit zu haben.

Entweder weil einer beruflich sehr gefordert bist. Oder weil ihr kleine Kinder habt, die viel Aufmerksamkeit beanspruchen. Lasst euch nicht völlig von den alltäg­lichen Notwendigkeiten vereinnahmen.

Zeit zu zweit muss nicht zwingend ein formelles Zwiegespräch sein. Ein Paar entschied sich dafür, regel­mäßig einen Abend ohne Kinder einzu­planen, sich dafür eine Kinderbetreuung zu organi­sieren und etwas nur zu zweit zu unter­nehmen – gemeinsam essen, tanzen oder ins Kino zu gehen oder einen längeren Spaziergang zu machen.

Noch mehr wird es eure Beziehung inten­si­vieren, wenn ihr anfangt, regel­mäßige Zwiegespräche zu führen.

3. Schafft euch einen störungsfreien Rahmen

Du hast es also geschafft, deinen Partner für die Idee eines wöchent­lichen Zwiegesprächs zu gewinnen. Jetzt geht es um die Qualität eurer Begegnung.

Sorge dafür, dass ihr möglichst ungestört seid. Deshalb findet ein solches Gespräch am besten am Abend statt. Telefone aller Art sind ausge­schaltet, Kinder nach Möglichkeit im Bett.

Hier sagt Moeller mehr zu den Regeln für Zwiegespräche.

Ihr könnt auch in einem weniger formellen Rahmen – vielleicht bei einem Spaziergang oder einem Restaurantbesuch – ein wesent­liches Gespräch mitein­ander führen. Allerdings ist es da oft schwie­riger, für Störungsfreiheit zu sorgen. Das gute Essen im Restaurant lenkt sicher ab. Auf dem Spaziergang begegnet ihr vielleicht Bekannten und ihr müsst unver­mittelt einen Small Talk führen. Ein Zwiegespräch im ungestörten privaten Rahmen geht sicher tiefer.

Im Folgenden geht es nun um die Qualität eurer Kommunikation als Paar.

4. Sprecht mehr über Wesentliches

Die größte Gefahr für eine wachsende Entfremdung in einer Beziehung ist das schweigend neben­ein­ander Herleben. Wie kannst du dann wissen, was deine Partnerin bewegt, was sie freut oder bekümmert?

Der Mangel an "wesent­lichem" Sprechen, nämlich über das, was jeder erlebt und empfindet, unter­scheidet glück­liche von unglück­lichen Paaren.

Moeller: Alles Gold in einer Beziehung hängt zusammen mit der Selbsterläuterung meiner Wünsche, Phantasien und Entscheidungen.

Er betont: "Glückliche Paare reden von Anbeginn mehr miteinander."

Claudia Thomas, Psychologin am Institut für Forschung und Ausbildung in Kommunikationstherapie in München, sieht das genauso:

„In wichtigen Studien hat sich die Kommunikationsfähigkeit als der Faktor mit der höchsten Vorhersagekraft für Qualität und Dauerhaftigkeit einer Beziehung herausgestellt."

Die beste Übung für wesent­liches Sprechen ist das Zwiegespräch nach den Regeln von Moeller. Im regel­mä­ßigen Zwiegesprächen erfahrt ihr mehr über eure Bedürfnisse und könnt Differenzen frühzeitig klären, bevor sie sich zu Konflikten auswachsen.

Die wichtigsten Regeln von Zwiegesprächen

Basis aller Zwiegespräche ist der wechsel­seitige Dialog: Einer spricht und der Partner hört schweigend zu.

Einer von euch beiden spricht für einen verein­barten Zeitraum, vielleicht eine Viertelstunde, über alles, was sie oder ihn bewegt, gerade auch in Bezug auf die gemeinsame Beziehung. Der andere hört schweigend zu und gibt keinerlei Kommentare ab. Danach wird gewechselt.

Doch Achtung: Nun sollst du nicht Stellung nehmen zu dem, was dein Partner eben gesagt hat. Denn das kann allzu schnell in Anklagen und Rechtfertigungsversuchen enden. Sprich statt­dessen über dein eigenes Erleben und deine innere Wahrheit. Das kann, muss aber nicht zum gleichen Thema sein. Danach wird wieder gewechselt.

Dieser wechsel­seitige Dialog sollte 90 Minuten nicht überschreiten.

Zwiegespräche sollten keine Nerv-​Termine sein, vor denen du am liebsten flüchten möchtest.

Gestaltet sie so, dass ihr beide Lust darauf habt, weil euch diese Gespräche noch mehr mitein­ander verbinden.

5. Erkennt an, dass ihr als Paar in verschiedenen Wirklichkeiten lebt

Eine große Falle in der Paarbeziehung ist die Erwartung an den Partner, er oder sie müsse genauso fühlen oder eine Situation genauso erleben und inter­pre­tieren wie du. Dabei ist die innere Erfahrung von etwas gemeinsam Erlebten aufgrund der eigenen Lebensgeschichte oft sehr verschieden. Was bei einem heftige Emotionen in Gang setzt, lässt den Partner womöglich völlig kalt.

Moeller: „Erst wenn die doppelte Wirklichkeit im Paar von beiden anerkannt wird, setzt die wirkliche Bindung ein."

Er sieht das als „wesent­lichen Reifeschritt eines Paares“.

Ein Beispiel: Annegret und Rupert sind seit 21 Jahren ein Paar und lebten bisher ohne Trauschein zusammen. Annegret beschäftigt zunehmend mehr die Sorge, was wohl wird, wenn Rupert vor ihr sterben sollte. Würde sie dann den bishe­rigen Lebensstandard aufrecht­erhalten können? Sie wünscht sich mehr Absicherung durch ein offizi­elles Ehebündnis.
Rupert findet eine Heirat völlig unnötig. Was hat der Staat mit seiner Beziehung zu tun? Er macht sich auch über die Zukunft keine Sorgen. Doch er nimmt Annegrets Sorgen ernst. Sie heiraten.

6. Sorgt in eurer Beziehung für Gleichberechtigung

Brisanter noch ist dieser Punkt: Wie weit geht die Gleichberechtigung in eurem Paar-​Alltag? Echte Gleichberechtigung in einer Partnerschaft wird besonders bei der Aufteilung ungeliebter Aufgaben sichtbar – oder auch wenn es um Fragen wie Treue und Seitensprünge geht.

Moeller spricht hier sogar von „Paar-​Rassismus“ und sagt:

"Wirkliche Gleichberechtigung bedeutet eine Revolution im Paarleben."

Siehe hierzu auch den Beitrag: Was ein simpler Test über das Beziehungsglück von Paaren verrät

Bei Gleichberechtigung geht es um die Balance in eurer Partnerschaft. Stimmt zum Beispiel eure Rollenverteilung für jeden von euch?

Wie weit entspricht sie den typischen Rollenmustern?

Wenn ja, fühlst du dich wohl mit der Rolle der Hausfrau und Mutter oder des ausschließ­lichen "Ernährers"?

Wie weit gelingt euch eine flexible Rollengestaltung oder sogar ein Rollentausch?

7. Stelle eine Balance her zwischen der Zuwendung zu dir selbst und zu deinem Partner/​deiner Partnerin

Wie glücklich du in deiner Paarbeziehung bist, ist auch abhängig davon, dass du eine gute Beziehung zu dir selbst hast.

Kennst du deine eigenen Bedürfnisse und sorgst du gut für dich selbst? Unzufriedenheit mit dir selbst und Selbstzweifel beein­flussen eure Beziehung mitein­ander. Wenn du dich selbst unsicher fühlst, wirst du schneller ärgerlich auf deinen Partner, fühlst dich missver­standen und hast keine Energie übrig, um dich in ihn einzufühlen.

Ein Beispiel für Balance ist das unter­schied­liche Bedürfnis nach Nähe und Distanz in eurer Partnerschaft.

Wie viel körper­liche Nähe brauchst du und wie müssen die Rückzugsorte aussehen? Brauchst du ein eigenes Zimmer? Möchtest du in einer eigenen Wohnung leben? Wie viel zeitliche Freiräume brauchst du für dein Hobby oder für die Pflege von Freundschaften?

Noch bedeut­samer sind bestimmte Bedürfnisse, die du in deiner Partnerschaft erfüllt bekommen möchtest.

Ein wichtiges Thema ist zum Beispiel die Klärung des Kinderwunschs. Selbstzuwendung bedeutet, dein eigenes Bedürfnis (nach Kindern oder keinen Kindern) ernst zu nehmen und mit deinem Partner in Zwiegesprächen darüber ausführlich zu sprechen. Vielleicht stellt sich dann heraus, dass ihr in diesem Punkt nicht zusam­men­kommt. Dann könnte eine Trennung eine kluge Entscheidung sein, um einer dauer­haften Frustration vorzubeugen.

8. Erkennt euer unbewusstes Zusammenspiel

Als Paar solltet ihr euch bewusst sein, dass sich vieles auf unbewusster Ebene abspielt.

Moeller: „Eine Beziehung besteht aus einem Neuntel bewusster Beziehung und acht Neuntel unbewusster Beziehung.“

In eine Paarbeziehung werden immer auch Prägungen aufgrund von Erfahrungen in der Ursprungsfamilie und insbe­sondere der Geschwisterkonstellation hinein­wirken. Gut funktio­niert zum Beispiel eine Wiederholung der Konstellation "ältere Schwester – jüngerer Bruder" oder umgekehrt. Auch das Familien-​Nesthäkchen findet später oft wieder eine Partnerin, die gern ihre fürsorg­liche Seite auslebt und ihn verwöhnt. So können beide altver­traute Gewohnheitsmuster ausleben. Psychologen nennen diese wechsel­seitige Abhängigkeit, wenn sie neuro­tische Züge hat, symbio­tische Beziehung oder Kollusion. Häufig bleibt hier jedoch die Erotik auf der Strecke. Eine Hilfe kann sein, wenn ihr das als Paar bewusst in euren Zwiegesprächen ins Bewusstsein bringt und bearbeitet.

9. Geht Konflikten nicht aus dem Weg

Konfliktlosigkeit gibt es in Paarbeziehungen nicht. Moeller drückt es auf seine etwas abstra­hie­rende Weise so aus: Jede Paarbeziehung ist ein „problem­pro­du­zie­rendes Verfahren“.

Damit eure Paarbeziehung von Dauer ist, braucht ihr die Fähigkeit, konstruktiv mit Konflikten umzugehen.

Ein Konfliktbeispiel: "Die Linde muss weg"

In einem meiner Seminar brachte ein Paar folgendes Konfliktthema zur Sprache: Sie konnten sich nicht einigen, was mit einer Linde, die in ihrem Garten nahe der Terrasse stand, geschehen sollte.

Die Frau sagte: „Die Linde steht zu nahe am Haus. Die Terrasse ist ständig schmutzig durch das fallende Laub. Sie muss weg!“

Ihr Mann meinte: „Man kann doch nicht einfach einen Baum umsägen, bloß weil er etwas Laub abwirft.“

Keiner der beiden war bereit, die Sichtweise des anderen auch nur ansatz­weise anzuer­kennen und nachzuvollziehen.

Das Anerkennen der Sichtweise des Partners (nicht die Zustimmung) ist die Basis, auf der eine Konfliktlösung erst möglich wird.

So lange du die Sichtweise des anderen als absurd und idiotisch ansiehst, wird er darum kämpfen, dass sein Standpunkt gewürdigt wird. So lange beide sich bekämpfen, ist kein Raum, sich mögliche kreative Lösungen zu überlegen, die beide zufriedenstellen.

Dabei wäre eine Lösung dieses Konfliktes so einfach. Der Mann könnte zum Beispiel erklären: "Gut, ich übernehme künftig die Reinigung der Terrasse und räume das Laub regel­mäßig weg."

Mehr zum Thema Konflikte lösen hier auf meiner Webseite: Ein faires Konfliktgespräch führen

Eine Partnerschaft glücklich zu gestalten, ist eine große Herausforderung, aber auch ein ideales Lernfeld für die eigene Entwicklung. Behaltet die Glücksbedingungen im Auge und lasst es euch mitein­ander gut gehen.

Literatur

Michael L. Moeller: "Die Wahrheit beginnt zu zweit. Das Paar im Gespräch"

Roland Kopp-​Wichmann: "12 Anzeichen, dass Ihre Beziehung in Gefahr ist"


Ich freue mich über deinen Kommentar und wenn du diesen Artikel weiter empfiehlst.

5 Kommentare
  1. Axel sagte:

    Liebe Karin,

    vielen Dank für deinen Beitrag zur Blogparade.

    Hinter vielen genannten Punkten steht der Versuch, dem Partner gegenüber möglichst offen zu sein. Dies kann jedoch nur gelingen, wenn ich erst einmal vor mir selbst meine Werte und Wünsche eingestehe. 

    Meiner Erfahrung nach verur­teilen sich die meisten Menschen selbst für einige eigene Wünsche, weil ihr Wertesystem diese nicht zulässt. Bestes Beispiel ist der normale Wunsch, nach einiger Zeit sexuelle Abwechslung zu erleben. Da viele Menschen eine roman­tische und verklemmte Sexualmoral pflegen, beschäf­tigen sie sich mit ihren sexuellen Wünschen nicht. Das führt zu Frust und/​oder (Selbst)-Betrug.

    Einen Punkt möchte ich noch ergänzen: (den hatte ich auch schon einmal im Blogparaden-​Beitrag angesprochen)

    Es kommt darauf an, wie Paare gute Nachrichten teilen. Durchleben sie die gute Zeit gemeinsam noch einmal? Oder meckert einer bzw. ist desinteressiert?

    Danke für deinen Beitrag. Du siehst, er reizt mich, weiter darüber nachzu­denken. :-D

    Viele liebe Grüße

    Axel

    Antworten
    • Karin Mager sagte:

      Lieber Axel,

      ich freue mich über deine Gedanken zu dem Artikel. Dadurch kann ich gleich noch einen Punkt mehr verdeutlichen.

      Ich stimme dir zu, sich selbst seine Werte und Wünsche einzu­ge­stehen, ist schon mal eine wichtige Basis für eine gute Paarbeziehung.
      Der nächste Schritt wäre dann Punkt 4, also mitein­ander über die eigenen Wünsche "wesentlich zu sprechen" und dabei Punkt 5 "Anerkennen der doppelten Wirklichkeit" nicht aus dem Auge zu verlieren. Und nun wird es spannend:

      Die doppelte Wirklichkeit anzuer­kennen, also abwei­chende oder gegen­sätz­liche Werte und Wünsche des Partners, würde bedeuten, auf jede Form von Abwertung zu verzichten. Abwertende Formulierungen sind beispiels­weise "normaler Wunsch" und "roman­tische und verklemmte Sexualmoral". An diesem Punkt müssen manche erst einmal durch­atmen. Was, das soll abwertend sein??
      Doch mit solchen Begriffen werten wir, und meist ist es eine Abwertung anders­ar­tiger Bedürfnisse: Ich selbst mit meinem Bedürfnis nach sexueller Abwechslung bin "normal". Der andere mit seinem Bedürfnis nach Treue ist "verklemmt" und hat merkwürdig "roman­tische" Vorstellungen.

      Beide Bedürfnisse – Treue und Wunsch nach sexueller Abwechslung – sind total okay. Die Frage ist, ob sich diese unter­schied­lichen Bedürfnisse in einer Beziehung verein­baren lassen und das Paar einen Weg findet, das so zu leben, dass beide sich wohl fühlen. Da wären dann Punkt 6 "Wirkliche Gleichberechtigung" und Punkt 9 "Konfliktfähigkeit" gefordert. 

      In meiner letzten Beziehung ging es genau um dieses Thema. Wir haben uns sehr schnell getrennt, weil ich mir im Unterschied zu meinen früheren Beziehungen meines Bedürfnisses nach Treue sehr viel mehr bewusst bin. Letztendlich werden die Paare mitein­ander glücklich, die möglichst viele Werte und Bedürfnisse teilen.

      Herzlichst, Karin

  2. Axel sagte:

    Liebe Karin,

    zunächst war ich versucht, dir teilweise Recht zu geben: das Wort "verklemmt" in meinem Kommentar klingt tatsächlich (für viele Menschen) abwertend. Insofern dient es nicht dazu, poten­zielle Konflikte frühzeitig zu entschärfen und zu lösen. ;-)

    Mein Problem ist nur: So wie ich es geschrieben habe, empfinde ich es. (Die Sexualforschung bestätigt mein Empfinden zunehmend. Der Mensch scheint nicht von Natur aus sexuell monogam zu sein.)

    Nun möchte ich hier keine Diskussion zur Sexualmoral beginnen. Das können und sollen Paare unter sich ausmachen. ;-)

    Doch meine gewählten Wörter zerpflücke ich einmal: 

    1) "normaler Wunsch": Die Statistik sagt, dass der Wunsch nach sexueller Abwechslung der Norm entspricht. Zumindest nach spätestens 2–3 Jahren Beziehung mit einem Partner. Das Wort "normal" ist eventuell etwas unglücklich gewählt, weil es impli­ziert, dass Menschen ohne den Wunsch nach Abwechslung unnormal seien. Und viele Menschen wollen gern normal sein. Dazu gehören.

    In meiner Welt ist "unnormal" ein Kompliment. :-) 

    Ich finde meine Wörter letztlich gut gewählt, weil sie aufwühlen und ich sie belegen kann. 

    Und ich bin der Überzeugung, dass jeder gesunde Mensch den Wunsch nach sexueller Abwechslung in sich trägt. Die meisten unter­drücken ihn nur. Und das führt zu inneren Konflikten. 

    2) "roman­tische und verklemmte Sexualmoral": Die roman­tische Liebe ist eine Überhöhung der Dichter. 

    Ich habe selbst sehr starke Liebe erlebt. Auch Liebe auf den ersten Blick. All das gibt es. Doch viele Menschen gehen sehr verkrampft und mit viel zu hohen Erwartungen an eine neue Partnerschaft heran. Sie wollen das gerade Beschriebene und eher selten Auftretende möglichst immer haben.

    Meist muss Liebe wachsen. Am Anfang sind Menschen (nur) geil aufein­ander. Dass mehr als sexuelle Anziehung vorhanden ist, reden sich viele Leute gerne ein. Dabei kennen sie einander zu Beginn überhaupt nicht!

    „Verklemmt“ meint hier ein Eingestehen dieser Wahrheit. 

    Wenn du das Wort nicht als Eigenschaft einer Charakters siehst, sondern in seiner wörtlichen Bedeutung, so sagt es aus, dass sich ein Wunsch oder ein Bedürfnis verklemmt haben und nicht weiter nach oben steigen. Oder sehe ich das falsch?

    Die Frage ist für mich: Was mache ich, wenn ich einen Partner habe, der in wesent­lichen Bereichen ein anderes Wertesystem hat als ich?

    Entscheidend ist in meinen Augen tatsächlich der Respekt. Ich kann den Wert des anderen respek­tieren, ohne ihn anzunehmen. Und als Paar sollte man tatsächlich klären, ob die wichtigsten Werte übereinstimmen.

    Zu den Werten kann ich sagen: für mich ist ein Wert dann sinnvoll, wenn er zu meinem Glück beiträgt, ohne das Glück anderer zu schmälern. Ich lerne von glück­lichen Menschen und Paaren und schaue mir deren Wertesysteme an. Werte, die unglücklich machen, werfe ich über Bord. Auch wenn's manchmal sehr schwer ist und sogar weh tut.

    Zum Abwerten: Das machen wir Menschen automa­tisch. Wir bewerten jeden Tag. Und als Maßstab kann nur unser eigenes Wertesystem dienen. 

    Jetzt wird es kritisch: Die Kunst eines guten Abwertens liegt darin, nur den einzelnen Wert zu betrachten. Niemals den Menschen und sein Wertesystem insgesamt. 

    Ein Beispiel: Meiner Erfahrung nach macht der Wunsch nach sexueller Treue unglücklich. Unter dem Aspekt des Glücks werte ich demnach diesen Wunsch ab. Das bedeutet jedoch nicht, dass ich Menschen mit diesem Wunsch abwerte. Ihnen begegne ich weiterhin mit Respekt. Und niemals verächtlich!

    Letzteres ist der Tod jeder Beziehung. Und das kann keiner wollen. Wir wollen vielmehr glück­liche und berei­chernde Beziehungen. Und die wünsche ich jedem. 

    Viele liebe Grüße

    Axel

    Antworten
    • Karin Mager sagte:

      Lieber Axel,

      dein ausführ­licher Kommentar freut mich sehr. Und vor allem dein Resümee, das du schluss­endlich ziehst: Dass du Menschen, die den Wunsch nach sexueller Treue haben, mit Respekt begegnest, auch wenn du meinst: "Meiner Erfahrung nach macht der Wunsch nach sexueller Treue unglücklich." – So können wir gut mitein­ander auskommen, auch wenn wir besser kein Liebespaare werden sollten. ;-)

      Vielen Dank, dass ich bei deiner Blogparade dabei sein durfte.

      Lieben Gruß, Karin

  3. Sabrina sagte:

    Das sind sehr wertvolle Tipps. Mir gefallen die Punkte mit der Gleichberechtigung und der eigenen Balance am besten. Absolut hilfreiche Glücksbedingungen für eine glück­liche Beziehung.
    Liebe Grüße

    Antworten

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