Starte ein wirksames Konfliktgespräch mit 3 Punkten

Wie beginnst du am wirksamsten ein Konfliktgespräch?

Bei Ansprechen eines Konflikts solltest du drei Punkte nennen, um die Aufmerksamkeit deines Konfliktpartners oder Konfliktpartnerin zu gewinnen. Die Gefahr ist groß, sonst auf Abwehr zu stoßen. Ein Konfliktgespräch wirksam zu starten, ist eine heikle Sache, ist es doch oft mit einer Beschuldigung verbunden.

Einen Konflikt mit jemandem zu haben bedeutet, es ist etwas voraus­ge­gangen, worüber du frustriert und genervt bist. Du wirst verführt sein, deine Unzufriedenheit abwertend und vorwurfsvoll auszu­drücken, also mit einer Du-​Botschaft. Deshalb solltest du genau überlegen, wie du das Gespräch beginnst.

Folgende Fragen zur Selbstklärung können dir helfen:

  • Was ist genau das Problem für dich?
  • Welches Bedürfnis von dir wird im Moment nicht befriedigt?
  • Wodurch genau wird dein Ärger oder deine Frustration ausgelöst?
  • Welche Gefühle hast du im Moment?
  • Wie kannst du die Störung /​ die Situation so vorwurfslos wie möglich beschreiben?
  • Was soll sich ändern, bzw. was willst du erreichen?
  • Wer ist für das Problem verant­wortlich? An wen musst du dich wenden? (Wichtig vor allem im beruf­lichen Kontext)

Die größte Wirkung erzielst du, wenn du mit einer konfron­tie­renden Ich-​Aussage beginnst, die aus drei Teilen besteht.

Die 3 Teile der konfrontierenden Ich-​Aussage:

1. Beschreibe möglichst sachlich das Verhalten der anderen Person, das für dich problematisch ist.

Mit der vorwurfs­losen Beschreibung des beobacht­baren störenden Verhaltens oder der störenden Situation machst du klar, worum es geht. Falls es dir schwer fällt, die richtigen Worte zu finden, hier ein Tipp von mir:

Stell dir vor, du beschreibst das Problem einer unbetei­ligten Person, zum Beispiel einer Freundin. Dann wirst du das Problem so anschaulich beschreiben müssen, damit deine Freundin sich ein Bild machen kann. Diese Worte helfen wir auch, wenn du die störende Situation deinem Konfliktpartner beschreibst. Ziel ist, dass dein Konfliktpartner deiner Beschreibung des Problems innerlich zustimmen kann: Ja, stimmt, so ist es!

2. Wie wirkt sich dieses Verhalten für dich aus?

Beschreibe die Auswirkungen, die das störende Verhalten deiner Konfliktpartnerin auf dich hat. Die andere Person soll sich so in deine Lage und dein Erleben einfühlen können. Du willst damit ihre Bereitschaft wecken, eine Lösung zu finden.

3. Welches Gefühl hast du im Moment?

Drücke dein Gefühl aus, das durch das störende Verhalten bei dir ausgelöst wird. So vermit­telst du, wie es dir im Moment geht und wie bedeutsam das Problem für dich ist.

Hier gibt es eine Gefahr: Viele Menschen sprechen in dem Moment nicht über ihr Gefühl, sondern drücken eine Beschuldigung aus.
Beispiele: Ich fühle mich von dir übergangen. – Mein Gefühl ist, dir ist völlig egal, wie es mir geht.
Mehr dazu hier: Drei Irrtümer im Umgang mit Gefühlen

Am besten nennst du nur ein Grundgefühl:
Ich bin verärgert, Ich bin traurig, Ich habe Angst.
„Ich bin frustriert“ (diese vorsichtige Formulierung empfehle ich besonders für den beruf­lichen Kontext).

Halte dich insgesamt mit deiner konfron­tie­renden Ich-​Aussage möglichst kurz. Du willst ja, dass dein Gegenüber dir aufmerksam zuhört, ohne gleich abzuschalten.

Kurzformel:
Störendes Verhalten + Folgen für dich + dein Gefühl

Drei Beispiele

Beginne möglichst mit der Beschreibung des Problems und nenne erst am Schluss dein Gefühl. Beginnst du statt­dessen mit „Ich bin ärgerlich, weil du…“, wird daraus allzu leicht eine Du-​Botschaft. Außerdem geht die andere Person schon in eine Abwehrhaltung, bevor sie überhaupt weiß, um was es geht.

Wenn du erst die Situation beschreibst, musst du mehr überlegen, wie du das Gespräch sachlich beginnst. Deine Emotionen werden etwas besänftigt. Für ein konstruk­tives Gespräch ist das eine viel bessere Basis.

1. Beispiel

Du hast mit einem Kollegen einen gemein­samen Besprechungstermin bei einem Geschäftskunden. Der Kollege kommt eine halbe Stunde zu spät, weil er im Stau stand.

Du sagst: Ich warte schon seit einer halben Stunde auf dich. Ich fürchte, wir werden uns verspäten und der Kunde ist verstimmt. Ich habe Angst, dass uns der Auftrag durch die Lappen geht.

2. Beispiel

Eine enge Freundin hat sich längere Zeit nicht mehr gemeldet. Jetzt ruft sie mal wieder an.

Du sagst: Seit drei Wochen habe ich nichts mehr von dir gehört. Wenn ich dich anrief, war immer nur dein Anrufbeantworter einge­schaltet. Auf meine Mails hast du auch nicht reagiert. Ich hab mich gefragt, was mit dir los ist und war ziemlich traurig.

3. Beispiel

Ein Freund gibt dir ein Zelt, das du ihm ausge­liehen hast, feucht und schmutzig zurück.

Du sagst: Puh, das Zelt ist noch ganz feucht und ziemlich schmutzig. So verdreckt kann ich es nicht wegpacken, denn dann würde es anfangen zu schimmeln. Ich muss es aufhängen, um es zu reinigen und trocknen zu lassen. Ich bin wirklich enttäuscht.

Wie du weiter vorgehst

Hier in diesem Beitrag hast du gelernt, wie du ein Konfliktgespräch einleitest. Vorher solltest du noch klären, ob es sich um einen Bedürfnis- oder Wertkonflikt handelt.
Mehr dazu hier: Weshalb du Bedürfnis- und Wertkonflikte unter­scheiden solltest.

Wenn es sich um einen Bedürfniskonflikt handelt, erfährst du hier, wie du das Gespräch weiter­führst: Ein faires Konfliktgespräch führen

Wenn du erkannt hast, dass es ein Wertkonflikt ist, lies hier mehr dazu: 6 Wege zum Umgang mit Wertkonflikten.

Zur Vertiefung empfehle ich dir, noch diesen Beitrag zu lesen: 5 Fallstricke beim Konfliktlösen

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Ich freue mich über deinen Kommentar und wenn du diesen Beitrag teilst.

2 Kommentare
  1. Ulrike Fuchs sagte:

    Liebe Karin,

    besonders gut gefallen mir die Fragen zur Selbstklärung. Viele Konflikte sind bereits halb geklärt, wenn wir wissen, was wir uns von einen (Konflikt-)Gespräch erhoffen, so ist zumindest meine Erfahrung. 

    Viele Grüße, Ulrike Fuchs

    Antworten
    • Karin Mager sagte:

      Liebe Ulrike,

      danke für dein Feedback. Das trifft sicher für Menschen zu, die schon viel Selbst-​Bewusstsein haben. In meinen Seminaren machte ich die Erfahrung, dass oft noch viel Übungsbedarf besteht, um mit einem Konflikt konstruktiv umzugehen.

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